Häufig kommen Schützen zu uns in den Laden, die keine Vorstellung darüber haben, wie wichtig perfektes Sehnenmaterial für ein gutes Schießergebnis ist. Dabei ist ein hochwertiger Bogen mit einer schlechten Sehne genauso viel wert, wie ein Formel 1 Auto mit Holzrädern. Aus diesem Grund wenden wir uns hier mal dem Sehnen Knowhow zu. Das Folgende sollte man über Sehnen wissen:
Sehnen
Allgemein
Je leichter die Sehne ist, umso schneller ist sie, was für das Schießen auf unbekannte Entfernungen Schätzfehler ausgleichen kann. Das heißt dass dicke Sehnen, übermäßiger Gebrauch von Sehnenwachs, Messingnockpunkte, Sehnengeräuschdämpfer, Metallloops, usw. die Sehne unnötig abbremsen. Ich wickle meine Nockpunkte mit dünnem Faden, wachse meine Sehne nie (tausche sie aus, wenn sie brüchig wird) und verwende keine Geräuschdämpfer.
Die meisten Sehnen, die bei neuen Bögen im Lieferumfang dabei sind, darf man getrost dem Mülleimer überantworten. Viele Hersteller (vor allen Großindustrielle) neigen dazu Sicherheit über Schiessbarkeit zu stellen. Aus diesem Grund werden viele Bögen (dies trifft hauptsächlich auf Compoundbögen und billige Jagdrecurves zu) mit Schiffstauen statt mit Sehnen ausgeliefert, weil Schiffstaue haltbarer sind als Sehnen. Also wenn Du einen guten Händler deines Vertrauen hast oder einen patenten Vereinskollegen, dann lass dir eine gute Sehne wickeln (Die Sehne sollte dem Händler nicht angelastet werden, da er nichts dafür kann!!). Prinzipiell ist es aber am besten, man erlernt es selber.
Nicht jedes Wickelgarn harmoniert mit jedem Sehnengarn. Es gibt Garne, die sind extrem rutschig. Wenn man nun ein rutschiges Sehnengarn und ein rutschiges Wickelgarn miteinander verwendet, zieht sich die Wicklung auseinander und der Nockpunkt fängt an zu wandern.
Sehnenmaterial
Es gibt Sehnenmaterial, das sich fast nicht mehr streckt und Material, das sich elastisch dehnt. Darüber hinaus unterscheidet es sich teils deutlich in seiner Dichte, es gibt also „leichteres“ und „schwereres“ Material. Im Prinzip kann man drei übliche Materialien unterscheiden:
Dacron
Dacron ist ein leicht elastisches Material und deswegen für Holzbögen, ältere Jagdrecurves und Langbögen geeignet und notwendig,
die das abrupte Abstoppen der Sehne nicht verkraften (kann man sich vorstellen wie Bungeejumping mit Stahlseil). Dacron hat von allen Garnen die größte Masse und Dehnung und ist deshalb mit Abstand das langsamste (moderne) Sehnenmaterial.
Die gute Nachricht: Mit um die 10.- € pro Rolle ist Dacrongarn sehr bezahlbar. Und damit auch das richtige Material, um den Sehnenbau zu erlernen.
Technisch gesehen ist Dacron ein Polyester, genauer Polyethylenterephtalat (PET). Klingt vertraut? Richtig, das ist das Material, aus dem auch moderne, „unkaputtbare“ Mehrweg-Getränkeflaschen hergestellt werden!
Dyneema/Spectra
Dyneema ist das „leichteste“ und damit schnellste Material auf dem Markt. Leider neigt es zum Kriechen (neudeutsch „creep“). Das bedeutet, dass sich das Material, wenn es dauerhaft unter Spannung steht, nach und nach längt. Schützen, die dieses Garn verwenden, müssen dementsprechend ihre Standhöhe häufiger kontrollieren und ggf. die Sehne eindrehen, um konstante Bogenperformance zu erhalten.
Dyneema ist das Material, welches im Bogensport den Begriff „Fastflight“ geprägt hat. Heute bezeichnet man zu Recht jedes Garn, das hauptsächlich aus solchen Fasern besteht, als Fastflight. Leider hat Hightech auch einen Preis und so kommt eine Spule solchen Garnes inzwischen leicht auf 80.- bis 100.- €.
Dieses Material ist chemisch gesehen nichts Anderes als Polyethylen (PE), das ebenfalls für Behälter aller Art (Putzeimer, Joghurtbecher) und auch die einfache Einkaufstüte seit Jahrzehnten verwendet wird. Allerdings ist bei Dyneema die Molekülmasse deutlich höher, als bei gewöhnlichem PE (HMPE). Zudem sorgen spezielle Herstellungsverfahren für eine gezielte Ausrichtung dieser extralangen Molekülketten in Längsrichtung auf physikalischem Weg. So werden Zugfestigkeiten erreicht, die erstaunlich nahe an denen von Stahlseilen liegen!
Vectran
Ist etwas „langsamer“ (höhere Masse) als Dyneema/Spectra, hat aber den großen Vorteil, dass es nahezu keinen Creep hat. Vectran wird gerne bei Compoundsehnengarnen zugemischt (ca. 20-35%), damit das Peep nicht ständig durch das Längen der Sehne rotiert. Aber auch bei den Sportrecurves bieten diese Garnmischungen entsprechende Vorteile. Alle „Fastflight“ Sehnen bestehen heute aus Mischungen von Dyneema und Vectran, um die Vorteile von beiden Garnen zu verbinden. Wenn man allerdings bedenkt, dass unterschiedliche Olympiasieger und Weltmeister mit unterschiedlichen Sehnenmaterialien zum Erfolg kamen, kann man davon ausgehen, dass der Glaube an das richtige Material mehr Berge versetzt, als das Material wirklich leistet.
Technisch betrachtet ist Vectran ein etwas spezieller Kunststoff (ein „Aromatischer Polyester“ und „liquid crystal Polymer“ kurz LCP). Es hat zwar kaum „Creep“, ist aber faserig und spröde und wird deshalb meist noch mit einer dünnen Polyurethanschicht (PU) versehen, um es abriebfester zu machen und auch, um es überhaupt färben zu können. Allein wäre es so als Sehnenmaterial nicht zu gebrauchen, wohl aber als Zusatz, um das gefürchtete „Creeping“ zu minimieren, wie oben bereits erwähnt.
Wickelgarn
Mindestens genauso wichtig wie das Sehnenmaterial selbst ist das für Verstärkungs- und Schutzwicklungen verwendete Garn. Auch hier gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Hersteller und Materialien sowie teilweise enorme Qualitäts- und leider auch Preisunterschiede.
Es gibt auf dem Markt unterschiedlich dickes Sehnen- und Wickelgarn. Wir bekommen hin und wieder Bögen in die Werkstatt, bei denen die Mittelwicklung mit Kleber oder mit Nähzwirn, falls der Nock zu leicht einnockt, aufgestockt wird, aber auch mit Mittelwicklungen, die für den Nock viel zu dick sind. Dabei lassen sich mit einem dünneren oder dickeren Wickelgarn meist alle Probleme lösen, ohne das man den Nock wechseln muß. Meistens ist die Dicke auf der Garnrolle in tausendstel Zoll angeben. Das fängt bei 0.014 an und geht bis 0.026.
Es gibt Garne, die bereits nach wenigen hundert Pfeilen deutlichen Verschleiss zeigen und solche, die die Lebensdauer der eigentlichen Sehne leicht übersteigen. Natürlich empfehlen wir die ausschließliche Verwendung von letzteren, allerdings sind diese Garne leider sehr teuer. Ein Röllchen „BCY Halo“ (ein sehr bewährtes, geflochtenes, reines Dyneemagarn, siehe Bild) kommt z.B, je nach Garnstärke, auf um die 40.- €, während die Billigsten gerade mal um die 5.- € kosten.
Wer sich in die Materie reinarbeitet, kann und sollte das evtl. nicht mit dem teuersten Garn machen und für einen einfachen, leichten Einsteigerbogen muss es tatsächlich auch nicht immer das hochwertigste Material sein. Im Leistungsbereich und vor Allem beim Compound kommt man allerdings nicht darum herum, etwas tiefer in die Tasche greifen zu müssen. Wer hier spart, spart unserer Meinung nach am falschen Ende!
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